11. Schloss Kaiserebersdorf
Mittelalterliche und neuzeitliche Vorgängerbauten
Auftraggeber: Republik Österreich
Die Grabung
Ausgrabungen und Bauforschung in der Justizanstalt Wien-Simmering
Kaum jemandem ist bewußt, dass die heutige Justizanstalt Wien-Simmering in der Kaiser-Ebersdorfer Straße 297 in einem ehemaligen Jagd- und Lustschloss der Habsburger untergebracht ist. (Abb. 1) Im 16. Jh. nahm das Schloss einen hohen Stellenwert unter den Immobilien der Habsburger ein, bis ihm die nachfolgenden Bauten wie das sogenannte Neugebäude und später das Schönbrunner Schloss den Rang abliefen. Mehrere Jahre andauernde Neu- und Umbauarbeiten seit der Mitte der 1990er Jahre waren der Anlass für Ausgrabungen und Bauuntersuchungen, die Gelegenheit gaben, der Geschichte dieses Gebäudekomplexes nachzuspüren.
Bei den Grabungen kamen erstaunlich gut erhaltene Reste der ehemaligen Befestigung des Schlosses zutage, die aus einem inneren Wassergraben, einem Zwinger, einer mit Türmen versehenen Umfassungsmauer, einer Palisade und einem äußeren Wassergraben, der früher vom Schwechat-Fluss gespeist wurde, bestand. (Abb. 2) Anhand der festgestellten Mauerwerkstrukturen und Keramikfragmente käme für die älteren Bereiche der Umfassungsmauer eine Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jh. bzw. erste Hälfte des 14. Jh. in Frage, wobei Ausbesserungen und Veränderungen, wie zum Beispiel die Aufgabe der Türme, auch noch bis in die erste Hälfte des 16. Jh. und später erfolgt sind.
Der Kernbau der Schlossanlage, der wegen seines erst in den 50er Jahren des 20. Jh. abgetragenen Uhrturmes auch als „Uhrtrakt“ bezeichnet wird, stellt sich heute äußerlich als regelmäßiger Vierflügelbau der Renaissance dar. Durch Mauerwerksanalysen konnten aber die Reste eines mittelalterlichen Vorgängerbaus ermittelt werden, der Burg der Herren von Ebersdorf, die spätestens seit der zweiten Hälfte des 13. Jh. dort ansässig waren.
Nach einem Gütertausch im Jahr 1499 ließen die Habsburger als neue Besitzer in der Mitte des 16. Jh. das Schloss umgestalten und erweitern, wie zahlreiche im Hofkammerarchiv erhalten gebliebene Rechnungen belegen. (Abb. 3) Namhafte Architekten und Baumeister der Renaissancezeit waren hier tätig, unter anderem der italienische Architekt Pietro Ferrabosco, der auch am Bau der Wiener Burg beteiligt war, die Baumeister Hans Tscherte und Hermes Schallautzer sowie der Steinmetz Benedikt Kölbl. Es scheint in dieser Zeit starke bauliche Veränderungen innerhalb des Uhrtraktes gegeben zu haben und der Zöglingstrakt errichtet worden zu sein, der südwestlich an den Uhrtakt anschließt und mit diesem durch einen schmalen Trakt verbunden ist. Die Quellen belegen für diese Blütezeit des Schlosses eine Menagerie, in der exotische Tiere wie Löwen, Leoparden, Luchse und Bären gehalten wurden.
Weitere nennenswerte bauliche Veränderungen fanden im Barock statt, wobei der Kanzlei- und Südtrakt sowie wohl die Schlosskapelle neu errichtet wurden und die Gebäude die heutige Fassadengliederung erhielten.
Unter Kaiserin Maria Theresia wurde das Schloss 1745 in ein Armenhaus umgewidmet, später als Kaserne, Militärdepot und seit den 20er Jahren des 20. Jh. als Justizanstalt genutzt. (Abb. 4)
Die Befestigung
Die ausgegrabene Befestigung
Die Ausgrabungen brachten Teile der mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Burg Ebersdorf zutage, die bis in die Neuzeit verwendet, repariert und adaptiert wurden. Diese bestanden aus einem inneren Wassergraben, einem Zwinger, einer mit Türmen versehenen äußeren Umfassungsmauer und einem äußeren Wassergraben, der im Westen und Norden von natürlichen Flußläufen, im Osten von einem künstlich angelegten Graben gebildet wurde. Die gesamte freigelegte äußere Umfassungsmauer wurde 1995 zerstört. (Abb. 1.)
Innerer Wassergraben
Den Uhrtrakt umgab ein von Mauern eingefasster Wassergraben, der ungefähr 7,30 – 7,60 m breit war und in seiner Ost-West-Ausdehnung eine Länge von 62 m erreichte. Die Tiefe vom rekonstruierten Gehniveau aus betrug ca. 2,5 m, vom Uhrtrakt trennte ihn ein 4 m schmaler Bereich, der innere Zwinger. Die Datierung der Funde aus den Schichten des Grabens ermöglichte eine zeitliche Einordnung ins Spätmittelalter.
Die innere Grabenbefestigung bestand aus Bruchsteinmauerwerk, das zum Wassergraben hin mit langen Quadern verkleidet war. Bislang ohne Vergleich ist die Eckausbildung dieser inneren Grabenmauer, die in der Aufsicht stufenförmig erscheint. (Abb.2) Die äußere Grabenfuttermauer zeigte verschiedenartige Mauertechniken und wirkte weniger einheitlich als die Mauer an der Innenseite. Auch in ihr waren zum Teil Quader verbaut, von denen einige Buckel aufwiesen und manche Steinmetzzeichen trugen. Beide Mauerzüge waren mit Ziegeln ausgebessert.
Umfassungsmauer
Die nördliche Umfassungsmauer des Schlosses Kaiserebersdorf war 0,6 – 0,8 m stark und bis zu einer Höhe von 2,6 m erhalten. Ihre ursprüngliche Höhe ließ sich nicht mehr feststellen. Die Mauer war außen deutlich geböscht, schräg gegen das anstehende Erdreich gestellt und an der Innenseite in Abständen von ca. 2,9 m mit Pfeilern versehen. Diese waren sorgfältig aus Bruchsteinen in Mörtelbindung errichtet und ca. 0,7 m stark. Sie könnten als Stützen der Mauer gedient, oder einen Wehrgang getragen haben. (Abb.3)
Die Umfassungsmauer bestand in ihren ältesten Teilen aus Bruchsteinmauerwerk, das an der Nordseite vollflächig verputzt war. Auch diese Mauer wies an zahlreiche Stellen Ziegelausbesserungen auf. Im freigelegten Abschnitt waren zwei 6 x 6 m große Türme mit 1 m starken Bruchsteinmauern eingebunden. Diese ragten ca. 3,2 m hinter die Umfassungsmauer nach innen und ca. 1,80 m nach außen, wodurch sie kaum flankierfähig waren.
Ein vergleichbares Mauerstück mit einer Länge von ca. 6 m und Eckquadern kam 1998 an der Außenmauer des Südtraktes zu Tage. Es könnte der Rest eines weiteren Turmes gewesen sein, was ein Anhaltspunkt für den weiteren Verlauf der Umfassungsmauer wäre. (Abb. 4)
Der östliche Teil der Umfassungsmauer flankierte den an dieser Seite künstlich ausgehobenen äußeren Wassergraben und war weniger tief fundamentiert. Sie bestand ebenfalls aus Bruchstein- und Ziegelmauerwerk, wies aber an der Innenseite keine Pfeiler und auch keine turmartigen Bauten auf. Wohl deshalb, weil sie zur sumpfigen Flußniederung hin lag und nicht in Richtung des offenen Flusses, wie die Nord- und Westseite.
Stützmauer und Palisade
Im Westen war der Umfassungsmauer im Abstand von vier Metern eine weitere Mauer vorgelagert, die aus Bruchsteinmauerwerk mit wenigen Ziegelstücken bestand.
Etwa 5 m vor der Umfassungsmauer befand sich zum Wassergraben hin eine Palisade aus einer Reihe eng gesetzter Eichenhölzer, die vor den Ecken der Umfassungsmauer in einem Durchmesser von 4 m halbkreisförmig ausschwang und vermutlich als Schutz der Unfassungsmauer vor Unterspülung diente. (Abb. 5)
Die Burg
Reste der mittelalterlichen Burg Ebersdorf
Schloss und Pfarrkirche von Ebersdorf befanden sich über Jahrhunderte gleichsam auf einer „Insel“, zwischen Wildbach und Schwechat, und waren somit vom Ort Ebersdorf getrennt. Massive Eingriffe in die Landschaft ließen im 20. Jh. diese Flußläufe von der Oberfläche verschwinden, so daß sie heute nur noch in alten Karten zu finden sind. (Abb. 1)
Wann genau die Burg Ebersdorf errichtet wurde, ist nicht bekannt, eine Urkunde belege aber die Existenz einer Burg mit Graben und Mauern im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts: 1269 übergab in seinem Testament Konrad von Himberg-Ebersdorf an seine Söhne, Markward, Reinprecht und Chalhoch seine Burg Ebersdorf und seinen Besitz in Ebersdorf.
„…CASTRUM MEUM IN EBERSDORF TOTUM, SECUNDUM QUOD EXTERIUS FOSSATUM PROTENDITUR CONTIGUUM ANTEMURALI…“
Derselbe Konrad und sein Bruder Ulrich III mußten 1243 ihr Lehensgut mit dem Stammwohnsitz Himberg an den Babenbergerherzog Friedrich II., den Streitbaren, abtreten und Konrad scheint danach Ebersdorf als Herrschaftsmittelpunkt gewählt zu haben, weil er sich bereits 1252 in einer Urkunde nach Ebersdorf nennt. Spätestens zu dieser Zeit muß er also dort einen Wohnsitz gehabt haben. Einen Hinweis auf die Befestigungsanlagen liefert eine Teilungsurkunde aus dem Jahr 1401, die auch die Fischereirechte in der Schwechat und dem Wassergraben der Burg behandelt. (Abb. 2)
Konkrete Hinweise auf einzelne Bauteile der Burg sind den Schriftquellen jedoch nicht zu entnehmen und im vorliegenden Fall ist es auch schwierig, diese Daten archäologisch zu verifizieren: Die Keramikdatierungen sind nicht fein genug, dendrochronologische Datierungen waren nicht möglich und es gibt zu wenige datierbare Schichten, die auch bei der Mauerchronologie weiterhelfen können.
Die Bauforschung kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, daß einige der verwendeten Baumaterialien, die Struktur des Mauerwerks und die Funde Indizien liefern, die auf eine Datierung in das ausgehende 13. bzw. 14. Jahrhundert weisen. Auch die Anlage der Befestigung mit der äußeren Umfassungsmauer, Palisade und Wassergraben, sowie dem ummauerten, inneren Wassergraben scheint in mittelalterlichem Stil gehalten zu sein, eine genauere Datierung der ältesten Baureste ist aber nicht möglich.
Innerhalb des Uhrtraktes sind Hinweise auf die Reste einer Burg aus dem 13. Jahrhundert ebenfalls rar, die vorliegende Fundmenge ist zu gering, um als Nachweis für eine so frühe Bautätigkeit gelten zu können. Die Maueruntersuchungen, die verwendeten Spolien und die gefundenen Keramik erlauben die Datierung von Teilen des Uhrtraktes in das frühe 14. Jh. Diese bilden einem quadratischen Kernbau, bestehend aus dem Ostteil des Uhrtraktes mit einer anschließenden Ringmauer, die sich in Mauerwerksabschnitten des Nord-, West- und Südteiles erhalten hat. (Abb. 3)
Dieser Kernbau war vermutlich bereits vom inneren Wassergraben umgeben, da sich die Fassaden des Uhrtraktes und die Mauern des inneren Grabens aufeinander beziehen und fast parallel zueinander verlaufen. Überdies weisen die Uhrtrakt Nordmauer und der Kern der inneren Grabenmauer denselben Mörtel auf, ein weiteres Indiz für die Gleichzeitigkeit.
Möglicherweise stecken jedoch bereits in diesem Kernbau ältere Bauteile, als Überreste einer Vorgängeranlage aus dem 13. Jahrhundert, wie etwa die inneren Grabenfuttermauern des inneren Wassergrabens. (Abb. 4) Auch die Buckelquader der äußeren Stützmauer dieses Grabens könnten aus einem Vorgängerbau stammen und als Spolien wieder verwendet worden sein.
Das Schloss
Von der mittelalterlichen Burg zum Schloss Kaiserebersdorf
Das Schloss von Kaiserebersdorf ist in seiner heutigen Form das Ergebnis einer Jahrhunderte andauernden Bautätigkeit, durch welche die Burg ab dem 13. Jh. allmählich wuchs, repariert und verändert wurde und sich im Sinne eines größeren Wohnkomforts zum Schloss entwickelte. Umfang und Aussehen der mittelalterlichen Burg lassen sich nur in Ansätzen rekonstruieren, ab dem beginnenden 16. Jahrhundert wird unser Bild jedoch deutlicher.
Im Jahr 1499 mußten die Ebersdorfer ihre Burg und die Herrschaft Ebersdorf an den Habsburger Maximilian I. (1493 – 1519) abtreten und in der Folge begann der Umbau zu einem Jagd und Lustschloss. Ab dieser Zeit erhellen einerseits erhaltene Abrechnungen die durchgeführten Bautätigkeiten, andererseits existieren ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Abbildungen, die wertvolle Hinweise auf die Bauentwicklung liefern.
In den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts mußte das Schloss erst wieder bewohnbar gemacht werden, in den 50er Jahren belegt das massive Ansteigen der Ausgaben einen Neu- und Umbau der gesamten Schlossanlage. Genaue Angaben, welche Gebäudeteile von den Arbeiten betroffen waren, gibt es aber nicht. Namhafte Architekten und Baumeister der Renaissance waren hier tätig, unter anderem der italienische Architekt Pietro Ferrabosco, die Baumeister Hans Tscherte und Hermes Schallautzer sowie der Steinmetz Benedikt Kölbl.
Aus dieser Zeit ist eine Darstellung erhalten, die vermutlich das Schloss noch vor den Umbauten zeigt. (Abb. 1) Es handelt sich um ein Fresko im Palazzo Vecchio in Florenz, das aus Anlaß der Hochzeit von Johanna von Habsburg mit Francesco de Medici im Jahr 1565 angefertigt wurde, offenbar aber auf eine etwas ältere Vorlage zurückgeht. Auf diesem Fresko ist der Uhrtrakt im wesentlichen in seiner heutigen Form zu erkennen, ebenso wie die äußere Umfassungsmauer mit den Türmen. Der Zöglingstrakt ist zwar noch nicht abgebildet, ist aber nach heutigem Forschungsstand wohl in der Bauphase Mitte des Jahrhunderts entstanden.
Den Quellen ist auch zu entnehmen, dass Maximilian II. (1564 – 1567) um diese Zeit auch die erste kaiserliche Menagerie in Ebersdorf einrichten ließ. Diese begegnet in den Quellen zuerst als Wolfsgarten, in dem Wölfe gehalten wurden, die bei Bedarf adeligen Gesellschaften als Jagdbeute dienten. Das erste exotische Tier in Wien war ein indischer Elephant, den der spätere Kaiser als Hochzeitsgeschenk aus Spanien mitbrachte. (Abb. 2) Daneben wurden nach verschiedenen Quellen auch Löwen, Tiger, Strausse und Bären gehalten und im Fundmaterial der Ausgrabungen konnten auch Kamelknochen nachgewiesen werden.
Die Wohnlichkeit des Schlosses wurde in dieser Bauphase erhöht, doch erhielt es im Gegensatz dazu, zumindest in den erforschten Bereichen, keine den Waffen der Zeit entsprechende, aufwendig errichtete bastionäre Befestigung. Die vorhandene Befestigung wurde, vielleicht aus Sparsamkeitsgründen, lediglich instandgehalten und geringfügig verändert. (Abb. 3) Die geringen Mauerstärken der Befestigung und kleinen Türme passen aber zum symbolisch-repräsentativen Charakter in der Übergangsphase von der Burg zum „festen Schloss“ der Neuzeit.
In den 80er Jahren des 17. Jh. wurden der Kanzlei- und der Südtrakt in einheitlicher Form neu gebaut und die Kapelle errichtet. Auch die Fassadengliederung, wie aufgeputzte Eckquader, Geschoßbänder und Flächenmusterung, stammt aus der Zeit nach 1683. Dies geschah wahrscheinlich unter Leopold I., dessen Initialen sich noch heute auf dem Doppeladler über dem Hauptportal finden.
Die Umbaumaßnahmen in dieser Zeit sind durch zwei Abbildungen des Schlosses gut fassbar. Ein Stich in der Topographie von G. M. Vischer aus dem Jahr 1672 zeigt das Schloss noch mit der älteren, aus mehreren Gebäuden bestehenden Verbauung an der Ost und Südseite, Uhrtrakt und Zöglingstrakt sind in den heutigen Dimensionen zu erkennen. (Abb. 4)
Um 1723 datiert ein Stich nach einer Zeichnung von Salomon Kleiner. Dieser zeigt, neben den neu errichteten Trakten und der auch heute noch vorhandenen Fassadengliederung, ein weiteres interessantes Detail: vor der Südfassade des Uhrtraktes ist eine Freitreppe zu erkennen, die direkt in den ersten Stock des Gebäudes führt. Diese Darstellung kann durch eine Reisebeschreibung von Johann Basilius Küchelbecker aus dem Jahr 1732 und durch die Grabungen, bei denen die Fundamente der Treppe gefunden wurden, bestätigt werden. (Abb. 5)
Trotz dieser großzügigen Umbauten verloren die Habsburger in der Folge das Interesse am Schloss Kaiserebersdorf und unter Kaiserin Maria Theresia fand schließlich 1745 eine kurzfristige Umwidmung in ein Armenhaus statt. Josef II quartierte 1773 das Militär ein und bis ins frühe 20. Jh. wurde der Bau als Kaserne und Depot genutzt. Mit der Einrichtung einer Jugendstrafanstalt begann in den 20er Jahren das bisher letzte Kapitel des Abstiegs von der Kaiserresidenz zum nüchternen Gefängnis – Zweckbau.
Seit 250 Jahren finden somit Umbaumaßnahmen statt, die ohne Rücksichten auf den historischen Kern das Gebäude für den jeweiligen Zweck adaptieren. Einzig das Hauptportal und der barocke Stuckdekor der Kapelle lassen heute noch erahnen, wieviel an Ausstattung in dieser Zeit verloren ging.
Plazzo Vecchio
Eine Darstellung von Schloss Kaiserebersdorf in Florenz
Die Bauforschung am Schloß Kaiserebersdorf kann sich auf ein äußerst interessantes Bilddokument stützen, das aus Anlaß der Hochzeit der Erzherzogin Johanna von Habsburg (1547 – 1578), der Tochter von Kaiser Ferdinand I., und Herzog Francesco de Medici (1541 – 1587) im Dezember 1565 entstand. (Abb. 1)
Der Vater des Bräutigams, Herzog Cosimo I, hatte Giorgio Vasari (1511 – 1574), den Hofkünstler der Medici und Architekten der Uffizien, mit der künstlerischen Leitung der Feierlichkeiten betraut. Vasari, ein enger Freund Michelangelos (1475 – 1564), ließ die gesamte Stadt mit Triumphbögen, Springbrunnen, Statuen, Heldendarstellungen und anderem mehr schmücken, die größtenteils Huldigungen an die Habsburger und die Medici darstellten. Da diese Werke durchwegs aus Holz und Leinwand bestanden, wurden sie nach dem Ende der Hochzeitsfeier entfernt und sind nicht erhalten.
Was jedoch erhalten blieb, ist die Ausgestaltung des Arkadenhofes im Palazzo Vecchio, dem Sitz der Medici. Dieser wurde unter Vasaris Leitung von seinen Schülern mit einem Zyklus mit 15 Ansichten von Städten und Residenzen aus den habsburgischen Länder geschmückt. Neben Ebersdorf (Abb. 2), in der Bildunterschrift „Ebestorphium villa imperialis“ genannt, sind noch Sterzing, Prag, Passau, Stein (Krems), Klosterneuburg, Graz, Freiburg im Breisgau, Linz, Preßburg, Wien, Innsbruck, Konstanz, Wiener Neustadt und Hall in Tirol dargestellt. Eine im Hof angebrachte Tafel nennt Giovanni Lombardi, Cesare Baglioni und Sebastiano Veronese als ausführende Maler, die Zuordnung von Bildern zu den Künstlern ist trotz aller Versuche bisher noch nicht gelungen.
Zeitgenössische Quellen belegen die Probleme bei der Beschaffung der Vorlagen, über die heute nur wenig bekannt ist. Dies ist um so bedauerlicher, als sie vor allem für die Datierung der jeweiligen Stadtansicht wichtig wären, die nun in jedem einzelnen Fall über Vergleiche mit anderen historischen Quellen versucht werden muß. So ist etwa auf dem Ebersdorfer Fresko der Zöglingstrakt noch nicht abgebildet, der aber nach den Schriftquellen bereits um die Mitte des 16. Jh. entstanden sein dürfte. Das kann nun entweder bedeuten, dass die Vorlage für das Fresko vor dessen Baubeginn entstand, oder aber die Datierung des Baues später anzusetzen ist.
Darüber hinaus machen Änderungen an den Fresken, die im Zuge mehrerer Restaurierungen passierten, eine gewisse Vorsicht bei der Beurteilung von Details notwendig.
Im Fall von Ebersdorf stimmt aber die Abbildung in wesentlichen Punkten mit den Ergebnissen der Grabungen und der Bauforschung überein, was den Wert dieser ältesten bildlichen Quelle zum Schloss Ebersdorf unterstreicht.