1. Elisabethstraße 1
„Koloman-Friedhof“ – Friedhof des mittelalterlichen Bürgerspitals
Im Juli 1995 wurden bei Sondierungen im Keller des Hauses Wien 1., Elisabethstraße 1 menschliche Skelettteile entdeckt und in der Folge die Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie verständigt.
In einer ersten oberflächlichen Untersuchung des betroffenen Bereiches wurden insgesamt drei intakte Gräber und etliche gestörte Bestattungen freigelegt; im angrenzenden Hof fanden sich Hinweise auf weitere Bestattungen.
Die Recherche in den historischen Quellen lieferte rasch den ersten Ansatz: es musste sich hier um einen Teil des dem Bürgerspital zugehörigen Koloman-Friedhofs handeln.
Das Bürgerspital, eine Stiftung einflussreicher Bürger der Stadt und um die Mitte des 13. Jahrhunderts vor dem Kärntnertor entstanden, sollte primär die Versorgung alter und kranker Bürger der Stadt sichern. Aber auch die Armen der Kommune fanden hier ein Auskommen; nach ihrem Tode wurden sie auf dem zugehörigen Friedhof, der von einer Begräbnisgebühr ausgenommen war, beigesetzt.
Auf Grund der vorangegangenen Sondierungen wurden Untersuchungen in zwei Kellern des Hauses durchgeführt, bei denen schlussendlich etwa 100 Bestattungen freigelegt wurden. Die Toten waren zum Großteil dicht an dicht in großen Gruben beigesetzt worden, eine zeitliche Zuordnung konnte durch verschiedene Indizien in das 14. Jahrhundert getroffen werden.1349 hatte der „Schwarze Tod“, wie die verheerenden Pest-Pandemie des Mittelalters dieser Zeit genannt wird, auch Wien schwer getroffen und etwa die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft.
Um mit der immensen Anzahl an Toten zurecht zu kommen, wurden nach schriftlichen Quellen sieben große „Pestgruben auf dem Friedhof vor der Stadt“, angelegt, um sie darin zu bestatten. Damit ist wohl der Koloman-Friedhof gemeint; was hier durch den archäologischen Befund erstmals und eindrucksvoll belegt wurde.
Auftraggeber: Firma CONWERT