Abgeschlossene Grabungen

1. Albertina – Augustinerturm

Im Zuge der Bauarbeiten zur Errichtung eines neuen Studiengebäudes im Bereich der Albertina wurden die Reste eines massiven Turms freigelegt, der 11 m in das anstehende Erdreich eingetieft worden war. Seine Außenmaße betrugen annähernd 10 x 10 m, die 2 m starken Mauern bestanden aus Bruchsteinen und waren gut vermörtelt.

Es gelang rasch, das Bauwerk zuzuordnen. Es handelt sich um die Reste des so genannten „Augustinerturms“, eines Turms der großen babenbergischen Ringmauer um die Stadt, die um die Mitte des 13. Jh. fertiggestellt wurde. Er wurde ursprünglich grundsätzlich als Bestandteil der Festung genutzt und wird daher nur sehr selten in schriftlichen Quellen erwähnt, ist jedoch auf zwei wesentlichen Stadtansichten abgebildet ist: 1547 bei Augustin Hirschvogel und bei Hans Sebald Lautensack auf einer Stadtansicht von Wien und Umgebung aus dem Jahre 1558.

Turm und Stadtmauer wurden im Zuge der ersten Türkenbelagerung schwer beschädigt, der Turm wahrscheinlich um 1600 bis zum anstehenden Terrain abgebrochen; der Innenraum gleichzeitig mit dem angefallenen Abbruchmaterial in einem Zug verfüllt.

Nach dem Ausnehmen dieser Verfüllschicht fand sich im untersten Bereich ein an seinem höchsten Punkt 1,50 m hoher Fäkalienkegel, der sich durch die Nutzung des Turmes als Latrine für die Brüder des angrenzenden Augustinerklosters erklären lässt.

Diese Fäkalienschicht war äußerst fundreich, da Aborte ja auch gleichzeitig zur Entsorgung von kleinteiligem Abfall genutzt wurden.

Auffallend ist dabei die große Anzahl der unzerscherbt oder nur leicht beschädigt geborgenen glasierten Krüge, als Einzelfund ist ein Silberbecher sowie ein Gießgefäß in Form eines Igels besonders hervorzuheben

Zusammenfassend ist vorerst festzuhalten, dass der Turm nicht nur als letzter Rest der mittelalterlichen Befestigung Wiens bemerkenswert ist, er ist auch gleichzeitig das älteste in seiner Eigenständigkeit erhaltene und einzige profane Baudenkmal aus der Zeit der Babenberger. Dem guten Willen aller Beteiligter ist es zuzuschreiben, dass der Turm zum Großteil erhalten blieb und in das neue Studiengebäude eingebunden wurde.

Auftraggeber: Republik Österreich / Burghauptmannschaft Österreich